Unternehmen sichern und Nachfolge planen

Das Lebenswerk in die nächste Generation übergeben – ein komplexes Thema, das viele Faktoren umfasst und zahlreiche Fallstricke bereithält.

Unternehmen sichern und Nachfolge planen – so funktioniert die reibungslose Betriebsübergabe

Neben steuerlichen und wirtschaftlichen Themen ist auch die emotionale Ebene nicht zu vernachlässigen. Und jedes Unternehmen hat seine eigenen Konstellationen und involvierten Personen. Bei der Vielfalt an Möglichkeiten -€“ erst recht für inhabergeführte Familienbetriebe -€“ gilt: Wenn es um den passenden Nachfolgeprozess geht, sollte es keine Standardlösung aus der Schublade sein. Vielmehr braucht es die Entwicklung eines individuellen Nachfolgekonzeptes, das sowohl für den Übergeber als auch den Nachfolger optimal passt.

Unternehmensnachfolge in Deutschland

Nach neuesten Schätzungen des IfM, Institut für Mittelstandsforschung Bonn, steht im Zeitraum
von 2018 bis 2022 bei ca. 150.000 Unternehmen in die Deutschland die Übergabe an.
Wer sich aus persönlichen Gründen wie dem Alter aus der Geschäftsführung zurückziehen
möchte, sollte rechtzeitig vorsorgen. Denn zehn Prozent aller Unternehmensinsolvenzen ist
auf eine fehlende oder schlechte Planung der Unternehmensnachfolge zurück zu führen. Um
das zu vermeiden, sollte der Senior fünf bis zehn Jahre vor seinem betrieblichen Ausscheiden
die Übergabe vorbereiten, etappenweise vollziehen und mit dem potenziellen bzw.
tatsächlichen Nachfolger alles dingfest machen.

Unternehmensattraktivität steigern

Investieren, Größenvorteile ausspielen, Verdrängungswettlauf überleben: Damit es für die
vielen Betriebe mit der Firmenübergabe klappt, müssen rechtzeitig einige Hausaufgaben
erledigt werden. Das beginnt mit der Attraktivität des Unternehmens.
Grundsätzlich gilt: Ein Unternehmen ist übernahmewürdig, wenn die zu erwartenden Gewinne
höher sind als die zu erwartenden Einkünfte eines potenziellen Nachfolgers aus einer
abhängigen Beschäftigung plus Erträge aus einer alternativen Kapitalanlage. Also lautet die
Devise: rechtzeitig und vorausschauend wirtschaften. Selbst wenn der Eigentümer noch weit
vom Rentenalter entfernt ist, sollte er seine Kennzahlen ermitteln, Rückschlüsse ziehen und
einen passenden Maßnahmenkatalog erstellen.
Wie also den Betrieb aufwerten? Wer sich im Alter von 60 Jahren in den Ruhestand verabschieden
will, sollte mit 50, spätestens aber 55 Jahren die Initiative ergreifen und steueroptimiert
wirtschaften. Das bedeutet konkret:

Die menschliche Komponente:

  • Übergabe frühzeitig andenken und planen, fünf bis zehn Jahre nimmt der Wandlungsprozess in Anspruch.
  • Ideale Führungsstrukturen schaffen, bestimmte Arbeitsbereiche delegieren. Evtl. Führungsstruktur umbauen, Verantwortungsbereiche aufteilen.
  • Personalkosten- und Mitarbeiterstruktur ebenso wie Zufriedenheit und Motivation des Teams und der Fachkräfte prüfen und sichern.
  • Wünsche als Übergeber gegenüber dem Übernehmer deutlich artikulieren.
  • Bei der familiären Generationenübergabe: Nachwuchs frühzeitig in Verantwortung nehmen und motivieren, Kinder involvieren statt überfordern, am Erfolg teilhaben lassen, in Unternehmerrolle einfinden lassen.
  • Etappen der Übergabe (Zeitplan, endgültige Stabsübergabe) festlegen und einhalten.
  • Belegschaft unterrichten, Unsicherheitsfaktoren minimieren, klare Signale setzen wie Nachfolgeregelung aussieht, Sicherheit der Arbeitsplätze artikulieren, Fachkräfte halten.
  •  Als Übernehmer: sich rechtzeitig in der Rolle als Unternehmer einfinden und dann erfolgreich sein.
  • Als Übergeber: loslassen und den Ruhestand genießen.
  • Zahlenkomponenten:
  • Rückstellungen, die sonst den Jahresüberschuss minimieren, bewusst abbauen.
  • Hohen ausgewiesenen Vorratsbestand senken, Einkaufskonditionen prüfen.
  • Investitionsstau vermeiden, da die Refinanzierung eines Investitionsvolumens abschreckend auf einen interessierten Nachfolger wirkt.
  • Sich um Aufwertung und Modernisierung von Maschinenpark und Gebäude kümmern.
  • Wareneinsatzquote im Branchenvergleich optimieren.
  • Sortiment, Warenstruktur und Abläufe auf Zukunftsfähigkeit prüfen.
  • Damit sich Risiko und Arbeitseinsatz für den Übernehmer lohnen, braucht es eine gute Rendite.
  • Mehrjahresvergleich aufwerten -€“ das dauert im Durchschnitt drei bis vier Jahre.
  • Kostenverteilung und Kostendeckung prüfen, Rentabilität von Maschinen und
  • Mitarbeitern checken.
  • Rechtzeitig Rat Suchen

von Albrecht Krimmer , RTS Backnang

Für den Gartenbaumeister (57) und seine Frau stand schnell fest, dass sie den Einstieg ihrer drei Kinder ins Unternehmen frühzeitig planen müssen.

Innerhalb ihres stadtnahen Gartenbaubetriebs war eine weitere Ausdehnung auf dem Firmengelände ausgeschlossen. Um ihren Kindern eine unternehmerische Perspektive zu bieten, sahen sie sich nach einem neuen Standort um.

Die Insolvenz einer größeren Gärtnerei in der Region ergab neue Wachstumsmöglichkeiten. Durch die Empfehlung eines Branchenkollegen gingen sie auf uns, die RTS, zu. Die Idee, einen zweiten Betrieb als Ersatzbetrieb aufzubauen, stand fest.

Unsere Aufgabe war es, das gesamte Projekt zu strukturieren, Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter zu führen, ein Finanzierungskonzept zu erstellen und mit der Kaufabwicklung die Neugründung des Unternehmens zu vollziehen. Die Mitarbeiter des insolvenzgegangenen Unternehmens wurden übernommen -€“ somit konnte die Gesamtmitarbeiterzahl mehr als verdoppelt werden.

Die Kinder sind am neuen Standort beteiligt, jedes hat einen klar abgegrenzten Aufgabenbereich und die Chemie stimmt. Derzeit werden beide Unternehmen parallel geführt, die Unternehmerfamilie beginnt jedoch stückweise die unternehmerischen Tätigkeiten zum neuen Standort zu verlagern, da dieser strukturell besser aufgestellt ist.

Das Gründerehepaar hat durch seine langfristige Planung alles optimal vorbereitet, so dass die gesamte Unternehmensübergabe jederzeit möglich ist - das Unternehmen hat eine optimale Risikovorsorge (Siehe auch RTS Produktflyer "Notfalldokumentation") getroffen.

Das mag klischeebehaftet klingen, trifft jedoch nur allzu oft zu.

2013 wollte einer unserer langjährigen Mandanten sein Unternehmen veräußern. Als er damit jedoch an den Markt ging, wurde schnell klar, dass dieser Verkauf sich nicht lohnen, womöglich regelrecht enttäuschend sein würde.

Damit dieser Fall nicht eintritt, haben wir das Unternehmen gemeinsam viele Jahre auf den Verkauf vorbereitet. Dabei galt es das komplette Unternehmen neu zu organisieren.

Es mussten neue Personalstrukturen aufgebaut, alte EDV-Systeme überarbeitet und eine zweite Führungsebene eingeführt werden. Wurden Immobilien gekauft, so kamen diese in das Privat-, nicht in das Betriebsvermögen.

So konnten sie danach nach § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 EStG steuerfrei veräußert werden.

Das Unternehmen musste vollständig ohne Inhaberführung funktionsfähig gestaltet werden, bevor dieser es abgibt.

2017 war es dann soweit. Zusammen mit den M&A Beratern der maconis ging wieder ein Angebot auf den Markt. Mit viel Erfolg: Es wurde mehr als der doppelte Wert erreicht. Alles nur durch Planung, Vorbereitung und Neustrukturierung. Mir tat es leid, ein solches Unternehmen als Kunden zu verlieren. Als Freund freue ich mich jedoch, dass wir ihm mit guten Ratschlägen - erfolgreich - zur Seite stehen konnten.

Jürgen Bordt (66), BORDT & RTS Öhringen

Die fachlichen Informationen auf dieser Seite sind der Verständlichkeit halber kurz gehalten und können die individuelle Beratung durch die Steuerberater der RTS nicht ersetzen. Die Informationen sind sorgfältig zusammengestellt und recherchiert, jedoch ohne Gewähr.

Inhaltlich verantwortlich i.S.d. § 55 II RStV: Steuerberater Dipl.-Ökonom Thomas Härle Daimlerstraße 127, 70372 Stuttgart

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