Foto Solar und Windenergie - Fördermittel

Der Umweltschutz bezahlt sich selbst – Interview zu Fördermitteln mit Energieorganisator Dirk Zoller

RTS:

Um die Energiewende voranzutreiben gibt es viele staatliche Förderungen für Privatpersonen und Unternehmen die jedoch kaum wahrgenommen werden. Woran liegt das Herr Zoller?

Zoller:

Die wenigsten Personen wissen um die Förderungsprogramme. Handwerker, Gastronomen und Dienstleister sind Fachleute für ihr Gewerk und keine Fördermittelspezialisten.

Die Hausbank ist in dieser Frage auch überfordert. Die Dachorganisationen der Banken haben nur wenige Fördermittelberater und die sind schwer zu erreichen und rennen von Termin zu Termin. Beschäftigt man sich nicht aktiv mit dem Thema Fördermittel, erfährt man auch kaum etwas dazu.

RTS:

Welche Förderungen würden Sie für mittelständische Unternehmen als am brisantesten ansehen?

Zoller:

Das ist eine schwierige Frage. Es kommt auf das Unternehmen an. Auf dessen Situation. Für einen Metzger die Förderung für Kälteanlagen, bei der Galvanik ist der Strom wichtig, im Pflegebereich die E-Mobilität, usw. Jedes Unternehmen ist etwas Besonderes und braucht eine besondere Betrachtung.

RTS:

Wie läuft eine Förderungsbeantragung ab?

Zoller:

Zuerst müssen wir den Bedarf analysieren, dann die Wirtschaftlichkeit, um dann aus der Vielzahl an Förderprogrammen die passende Förderung zu beantragen. Das könnte dann entweder ein Zuschuss oder ein Darlehen sein. Zuerst also der Bedarf, dann die Wirtschaftlichkeit und danach erst die Förderung.

RTS:

Haben Sie uns ein Förderungsbeispiel?

Zoller:

Nehmen wir als Praxisbeispiel die Förderung eines Blockheizkraftwerks. Der Kunde ist ein Stahlbaubetrieb, braucht 300.000 KWh Strom, hat eine 2.000 m² große Halle und verbraucht deshalb 20.000 Liter Heizöl im Jahr.

Je nach Weltmarktpreis hat der Unternehmer folgende Kosten:

  • Strom: 25 Cent * 300.000 KWh = 75.000 Euro
  • Heizöl: 55 Cent * 20.000 Liter = 11.000 Euro

Hinzu kommt bis 2025 womöglich jedes Jahr ein Preisanstieg durch die CO² Bepreisung.

Das Blockheizkraftwerk produziert nun für 11 Cent in der KWh Strom und Wärme. Gleichzeitig bekommt der Unternehmer über die Kraft-Wärme-Kopplung noch 8 Cent Zuschuss pro Kilowattstunde Strom, die er selbst erzeugt und selbst verbraucht.

Diesen Zuschuss gibt es durch die Entlastung des Stromnetzes. Das ergibt somit:

  • Strom und Wärme: 11 Cent * 300.000 KWh = 33.000 Euro
  • Zuschuss: 8 Cent * 300.000 KWh = 24.000 Euro

Anstatt also 86.000 Euro für Strom und Wärme zu zahlen, sind es nur noch 9.000 Euro. Bei den derzeitigen Kosten für ein Blockheizkraftwerk
lohnt sich die Investition bereits nach dem dritten Jahr und spielt in zehn Jahren fast das Zehnfache seiner Kosten
wieder ein.

RTS:

Wie verhält es sich mit den Förderungen in der Zukunft, werden sie mehr oder weniger werden?

Zoller:

2018 wurden ca. 270 Milliarden Euro an Fördermittel nicht nachgefragt. Um die Klimaziele von Paris und die Energiewende zu
schaffen, werden die Fördermittel nicht ausgehen. Es kann nur mehr Fördermittel geben, aber dann müssen diese auch genutzt
werden. Es gilt jedes Gramm CO² einzusparen, wo immer es auch möglich ist.

RTS:

Also wäre im Moment ein guter Zeitpunkt um in erneuerbare Energien zu investieren?

Zoller:

Von der betriebswirtschaftlichen Seite auf jeden Fall. Es gibt kein anderes Finanzprodukt, das solche Renditen einfährt, wie die
erneuerbaren Energien. Eine Photovoltaikanlage spielt bei einer Laufzeit von 30 Jahren 200 Prozent Gewinn ein. Wenn Sie einen
Ölkessel durch eine Holzheizung ersetzen, bekommen Sie 50 Prozent Zuschuss und das Beispiel BHKW haben wir ja bereits oben
ausgerechnet. Es gäbe keinen besseren Zeitpunkt, um zu investieren.

RTS:

Welche staatlichen Anlaufstellen würden Sie empfehlen, um die Förderungen zu erhalten?

Zoller:

Die KfW und die BAFA sind hier Ihre Ansprechpartner, wenn Sie wissen welche Förderungen zu Ihnen passen. Sollten Sie aber genau das herausfinden wollen, stehe ich gerne zur Verfügung.

RTS:


Vielen Dank für die Antworten Herr Zoller.
 

 

Die fachlichen Informationen auf dieser Seite sind der Verständlichkeit halber kurz gehalten und können die individuelle Beratung durch die Steuerberater der RTS nicht ersetzen. Die Informationen sind sorgfältig zusammengestellt und recherchiert, jedoch ohne Gewähr.

Inhaltlich verantwortlich i.S.d. § 55 II RStV: Steuerberater Dipl.-Ökonom Thomas Härle Daimlerstraße 127, 70372 Stuttgart

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